jmdn. sticht das Futter (DWB – ‚stechen‘).
WddU – ‚Hafer‘: „19. Jh.“
WddU – ‚Hafer‘: „seit dem 16. Jh.“
Das Phrasem wird in den Belegen folgendermassen verwendet:
DWB – ‚haber‘: Pferde werden von zu reichlicher haberfütterung übermütig
DWB – ‚stechen‘: es wird bei zu reichlicher haferfütterung wählig und übermüthig
LdSpR – ‚Hafer‘: Tatsache, daß Pferde von zu reichlicher Haferfütterung übermütig werden
Adelung: die guten Tage machen ihn übermüthig
DWB – ‚stechen‘: gerne auf menschen angewandt, welche sich vor übermuth nicht zu lassen wissen.
Duden 11 – ‚Hafer‘: jmd. ist [zu] übermütig
WddU – ‚Hafer‘: er weiß sich vor Übermut nicht zu lassen
WddU – ‚Hafer‘: er wird übermütig
Das Phrasem kommt in folgenden Textsorten vor:
Das Phrasem wird in folgenden sprachlichen Kontexten verwendet:
DWB – ‚stechen‘: „in der älteren sprache besonders gerne das futter sticht einmal auch bei KEISERSBERG die gerste sticht“
LdSpR – ‚Hafer‘: „Die Tatsache, daß Pferde von zu reichlicher Haferfütterung übermütig werden, ist auch die Grundlage für die Redensart Ihn sticht der Hafer. Diese Redensart war schon früh bekannt, wurde aber zuerst nur auf Pferde angewandt: »Der Haber pfleget diejenigen Pferde gemeiniglich zu stechen, welche im Stalle stehen und nichts zu tun haben« (Castimonius: ›Politische Hofmädgen‹, 3); jedoch wird schon bei Grimmelshausen das Bild auf menschlichen Übermut übertragen: »Ebenso hatte auch allhier der Habern ... den Simplex zimlich gestochen« (›Simplicissimus‹ I, 3; 9. Kapitel). Im Gegensatz zum Roggen- und besonders zum Gerstenstroh mit den langen Grannen sticht Haferstroh nicht. Es wurde daher früher gern zur Füllung der ›Strohsäcke‹, die als Matratzen dienten, gebraucht. Die Redensart ist im gesamten deutschsprachigen Gebiet verbreitet“
Adelung: „ein von allzu reichlich gefütterten Pferden hergenommenes Bild“
DWB – ‚stechen‘: „gerne auf menschen angewandt, welche sich vor übermuth nicht zu lassen wissen. im offenen vergleich: den leuten ist doch wie dem esel, der leckt hinder sich, das futter sticht in, wird geil LUTHER 16, 318, 13 Weim. / dasz die wendung d e r s c h a l k s t i c h t e i n e n , verführt ihn zu allerlei muthwillen und ausgelassenheit, mit dem vorigen engeren zusammenhang habe, läszt GRYPHIUS immerhin vermuthen dasz die wendung d e r s c h a l k s t i c h t e i n e n , verführt ihn zu allerlei muthwillen und ausgelassenheit, mit dem vorigen engeren zusammenhang habe, läszt GRYPHIUS immerhin vermuthen: ich habe dich allezeit vor den frömbsten angesehen, bist du nun mit einem solchen schalcke gefüttert? geliebte dornrose 104, 30 Palm. wahrscheinlicher aber bleibt doch die ansicht, dasz der narr als ein geheimniszvolles etwas vom menschen besitz ergreift, in ihm haust und zu allerlei unüberlegten streichen antreibt, sowie etwa die grille u. s. w. den menschen sticht (vgl. oben 2 c g); zu erwägen bleibt aber auch, ob stechen hier nicht in der bedeutung 'die sporen geben' (vgl. oben 1 i) die zu grunde liegende vorstellung derart ausdeuten lasse, dasz der narr dem menschen gleichsam auf dem nacken reitet und ihn mit sporen sticht und antreibt, ein besonders der reformationszeit nicht ungewohnter bildgedanke./ nicht nur eine verblassung des vorigen braucht zu sein e i n e n s t i c h t d e r f ü r w i t z u. s. w., sondern leicht besteht hier nähere verwandtschaft zum stechenden hafer“
Duden 11 – ‚Hafer‘: „Die bereits bei Grimmelshausen auf das menschliche Verhalten übertragene Wendung bezog sich ursprünglich auf das Pferd, das bei reichlicher Fütterung und fehlender Aktivität unbändig wird“
WddU – ‚Hafer‘: „Bekommt ein Pferd mehr Hafer als nötig, scheidet es einen Teil des Futters unverdaut wieder aus und wird dabei (am empfindlichen Darmausgang) von den Spelzen des Hafers gestochen. Auf menschliches Verhalten übertragen seit dem 16. Jh.“