vom Regen unter Umgehung der Traufe in die Scheiße (in den Morast) kommen (WddU – ‚Regen‘).
Das Phrasem wird in den Belegen folgendermassen verwendet:
Adelung: einem kleinen Übel entgehen wollen und darüber in ein größeres gerathen
DWB – ‚wasser‘: dem regen entlaufen und ins wasser fallen
DWB – ‚traufe‘: ein kleineres übel statt eines gröszeren eintauschen
Duden 11 – ‚Regen‘: aus einer unangenehmen Lage in eine noch unangenehmere geraten
LdSpR – ‚Regen‘: ein Übel vermeiden und dafür einem schlimmeren verfallen
WddU – ‚Regen‘: einer Unannehmlichkeit entgehen und in eine schlimmere geraten
WddU – ‚Regen‘: ungünstigen Stellungswechsel vornehmen; beim Stellungswechsel sich erheblich verschlechtern
OLdPhras: -
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Das Phrasem kommt in folgenden Textsorten vor:
Das Phrasem wird in folgenden sprachlichen Kontexten verwendet:
LdSpR – ‚Regen‘: „ursprünglich von einem gesagt, der sich bei Regenwetter an die Häuser unter den überspringenden Rand der Dächer flüchtet, aber dabei unter die Traufe gerät, aus der das gesammelte Dachregenwasser herunterschießt, so daß er erst recht naß wird. Die sprichwörtliche Redensart ist in Deutschland in dieser Form nicht älter als drei Jahrhunderte. Sie ist vermutlich orientalischer Herkunft. Die früheste Form, die Wander zitiert, ist ein Beleg vom Jahr 1627: »Auss dem Regen in die Dachtrauff gerathen« (aus Konrad Dietrich, Buch der Weisheit [Ulm 1627], II, 525). Die Redensart kommt dann des öfteren vor, z.B.: || Wer dem Regen wil entlauffen | Kömmet offtmals in die Trauffen | (J. Simon, Gnomologia [Leipzig 1683], S. 211); || Er kommt vom Regen in die Traufe | (Ms. Breslau 1722, zitiert nach K. Rother, Die schlesischen Sprichwörter und Redensarten [Breslau 1928], S. 17); || ›Wer dem Regen entlauffen will, kömmt gemeiniglich in die Trauffe‹ (O.W. Schonheim, Proverbia illustrata [Leipzig 1728], S. 51); | Es regnet, spricht der Thor, und eilt mit vollem Laufe; | Wohin? das siehst du: er stellt sich in die Traufe | (C.C.G. Fischer, Sprichwörter und sittliche Denksprüche zum Gebrauch der Schulen [Halle 1793], S. 96, Nr. 95). || Das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm zitiert verschiedene literarische Belege, besonders aus Gryphius' ›Horribilicribrifax‹ (II. Akt), aus Christian Weise, Lessing, Goethe, Wieland. An früheren Belegen gibt es zwar Sprichwörter in ähnlicher Form und mit ähnlichem Inhalt, die aber doch nicht identisch sind. So heißt es z.B. im ›Esopus‹ des Burkard Waldis (1527): || (Mancher) Dem regen offt entlauffen thut | Vnd senckt sich in wassers flut. | Wer offt dem regen will entlauffen, | Im grossen wasser thut ersauffen. || Luther und seine Zeitgenossen benutzen gewöhnlich: ›Er entläuft dem Regen und fällt ins Wasser‹ (vgl. Luthers Sprichwörter-Sammlung, hg. von E. Thiele [Weimar 19], S. 41f.). Eine andere Formulierung des 16. Jahrhunderts heißt: ›Vom Regen in den Bach kommen‹. Noch bei Goethe heißt es in ›Sprichwörtlich‹: »Er springt in den Teich, dem Regen zu entfliehen«. | Aber in arabischen Sammlungen finden wir Formulierungen wie: ›Wir flohen vor dem Regen, da geriethen wir unter die Dachrinne‹; ›Von der Dachtraufe unter die Dachrinne‹, »he fled from the rain, and sat down under the waterspout« (J.L. Burchhardt, Arabic Proverbs [London 1875], S. 167; A. Socin, Arabische Sprichwörter und Redensarten [Tübingen 1878], S. 11, Nr. 148). Der frühe und allgemeine Gebrauch bei den Arabern läßt keinen Zweifel an der orientalischen Herkunft dieser Redensart aufkommen. Die Franzosen sagen hier: ›tomber de Charybde en Scylla‹ und parodieren, ›tomber de canif en syllabe‹ (wörtlich ›vom Taschenmesser in die Silbe fallen‹), Scylla. Früher dafür auch: Vom Galgen auf das Rad kommen. 1646 bei Gerlingius (Nr.94): »Incidit in Scyllam cupiens vitare Charybdim. Der der Troffen entlauffen will, der kömpt mit all in den Platzregen. Ich wil den Rauch umbgehen, und komme gar ins fewr«. Seit dem 1. Weltkrieg wird die Redensart soldatensprachlich auch parodiert: ›vom Regen unter Umgehung der Traufe in die Scheiße kommen‹, beim Stellungswechsel sich verschlechtern. Weitere Varianten sind: ›Aus einem kleinen Regen laufen und gar in den Teich fallen‹; ›Sich wegen des Regens ins Wasser verstecken‹ (vgl. auch Wilhelm Busch, Aus dem Regen in die Traufe, 1861. Beiträge zu den ›Fliegenden Blättern‹). Ebenso niederländisch ›van de regen in de drop komen‹; französisch ›tomber de la poêle dans la braise‹, ›de fièvre en chaud mal‹; englisch ›to fall out of the frying pan into the fire‹, ›from the smoke into the smother‹ (Shakespeare, As you like it I,2). | Diese Redensart wird heute auch parodiert zu ›Vom Regen in die Jauche kommen‹. (So z.B. Wolf Biermann nach seiner zwangsweisen Übersiedlung von der damaligen DDR in die Bundesrepublik; vgl. ›Die Zeit‹ vom 27.1.1978).“
WddU – ‚Regen‘: „Übernommen von einem Menschen, der vor dem Regen Schutz unter der Dachtraufe sucht und da noch nässer wird.“